Langsam neigte sich unsere Tour auf der Great Ocean Road dem Ende zu. Aber bevor es soweit ist, gabs noch einiges zu bestaunen.
Wieder eine kleine Mappe, damit ihr euch vorstellen könnt, wo wir uns befanden.
Tantanoola Cave
Ich versprach euch in eine Höhle zu entführen. Das ist jetzt nicht irgendeine Höhle, sondern die Tantanoola Cave. Diese wurde 1930 von Boyce Lane und seinem Bruder entdeckt. Boyce ist der Onkel von Lara, der Bruder ihr Großvater. Ich sagte euch ja, sie hat Berühmtheiten in ihrer Familie. Gilt diese Höhle doch als eine der bedeutendsten Stalaktiten- und Stalagmiten-Höhle South Australias und ist hunderttausende Jahre alt. Das genaue Alter konnte bisher noch niemand definieren. Unter dem Link könnt ihr bei Interesse gerne mehr über die Geschichte der Höhle erfahren.
Wie kam es also dazu? Boyce, 16 Jahre jung, spielte mit seinem Frettchen im Freien, das plötzlich einem Kaninchen folgte und irgendwo hinein schlüpfte. Boyce folgte ihm. Er entdeckte einen Spalt in der Felswand, lief nach Hause, holte eine Taschenlampe und seinen Bruder (Laras Opa) und beide krochen durch den Spalt und entdeckten diese Höhle, die bald zur Touristenattraktion wurde.
Sie ist nicht übergroß, dennoch äußerst beeindruckend. Tantanoola Cave ist auch die erste Höhle, die barrierefrei von Park Australia für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Nach ihrer Entdeckung war sie 10 Jahre im Besitz der Lane-Familie, die auch Führungen durchführte. Erst nach Änderung und Einführung von Sicherheitsbestimmungen übernahm dann Park Australia. Unsere junge Führerin war leidenschaftlich, engagiert und wusste das eine oder andere gute Späßchen zu machen. Und als sie erfuhr, dass eine Nachfahrin des Entdeckers in ihrer Runde weilt, gab sie nochmals ordentlich Gas und war höchst erfreut ud stolz!
Nur ein paar wenige Schritte von der Höhle entfernt steht noch immer das alte, süße Stein-Cottage, in dem Laras Großeltern wohnten und sie ihre Kindheit verbrachte. Es ist nicht mehr in Familienbesitz, wurde aber von jemanden gekauft, der es renovierte und in Stand hält.
Lunchtime in Beachport
Unser Hunger führte uns nach Beachport, wo ich meinen ersten Lobster aß! Kein Scherz!
In einem Strand-Kiosk fanden wir ein nettes Plätzchen und crayfish auf der Speisekarte. OMG – so köstlich! In Österreich unbezahlbar, hier ein paar Australische Dollar. Ich lebe eindeutig im falschen Land.
Beachport ist ein idyllischer, charmanter Küstenort mit einer Besonderheit. Einem Jetty, der zu den längsten Stegen überhaupt zählt. Sagenhafte 772 Meter. Der war früher länger, nämlich 1,29 km! Und Lara traf auf der Suche nach einem Hut unerwartet auf Verwandtschaft, die dort beheimatet ist und die sie seit Jahrzehnten nicht mehr sah. Wie sagte einst schon Minister Gorbach: „the world in Vorarlberg is too small“ – an dieser Stelle abgewandelt „die Welt ist klein“. 🙂
Last stop – Robe
Am frühen Nachmittag des 15.12. erreichten wir unseren letzten Übernachtungs-Stopp unserer gemeinsamen Tour – Robe. Hier wieder eine Karte zur Orientierung.
Robe – 1846 von den Europäern gegründet – ist wieder ein sehr entzückender Küstenort und Fischereihafen mit der typischen Atmosphäre gepaart mit historischen Gebäuden. Feine Shops, Hotels und Pubs, Menschen in Freizeitbekleidung, sehr freundliche Leute, sonnengeküsst – einfach äußerst sympathisch. Nicht mehr an der Great Ocean Road gelegen, wie die geneigte Leserschaft sicher weiß, sondern am Princess Highway.
Diese charakteristische Kombination aus historischen Gebäuden, Meer, Fischereiflotten, Seen und dichtem Buschland zieht viele Touristen an. (Das ist ein Satz aus dem Internet – lol)
Wir checkten im Caledonian Inn „The Cally“ ein. Ein sehr traditionsreiches Haus, das 1858 erstmals als Hotel lizensiert wurde. Typisch für das Inn ist ein traditionelles, englisches Pub, ein Biergarten und sehr gutes Essen. Dies ist bei Einheimischen wie bei Touristen sehr beliebt und machte es im Laufe der Jahre zu einem landmark Robes.
Die Türen zu den Zimmern sind aus Holz von Schiffswracks gemacht, die es hier ja zu hauf gab. Mein Zimmer ist groß und das Bett sehr gemütlich. Einzig das Bad ist ein Gemeinschafts-Bad mit anderen. Aber außer uns ist eh niemand da.
Unser erster Weg nach dem Einchecken führte uns zum Strand, der sich nur ein paar wenige Schritte hinter dem Hotel befindet. Das war das erste Mal, dass ich in Australien schwamm. Und das im Südlichen Ozean! Herrlich und angenehm. Wir waren zwar nicht komplett alleine, aber es war kaum jemand anderer zu sehen. Der ganze Strand war unser! Und gleich nochmals rein in die erfrischenden Fluten! Du meine Güte ist das anstrengend in den feuchten Badeanzug zu schlüpfen – von wegen schlüpfen…
Während Lara und Rudi gemütlich chillten, wagte ich einen kleinen Strandspaziergang und entdeckte Unterschiedliches im Sand. Schön, nicht wahr?
Abends noch ein feines Essen im Inn und einen amüsanten Tratsch mit einem Pärchen – sie aus Finnland, er von der Gold Coast, getroffen in einem entlegensten Ort in der Wüste bei der Arbeit – die auch hier aßen. Wo die Liebe hinfällt, sag ich nur. Mir ist übrigens noch kein reicher Farmer begegnet, falls sich das jetzt die eine oder der andere gedacht haben sollte. ;-). Lara gab mir den Tipp auf Männer zu achten, die die Marke R.M. Williams tragen. Sie meinte, jeder wohlhabende Farmer, der etwas auf sich hält, trägt dieses Modelabel. Na gut, halte ich meine Augen offen… (oder auch nicht 🙂 )
Ich genoss später noch alleine ein oder zwei Gin Tonic(s) auf der Terrasse mit Blick aufs Meer. Wobei das Meer konnte ich nicht mehr sehen, nicht weil ich betrunken war, sondern ob der angebrochenen Nacht. Aber hören konnte ich es, die beruhigenden Wellen, das Rauschen, als ob es mir ein paar Geschichten erzählen wollte. Schließt eure Augen, dreht den Ton etwas lauter und lauschet. Vielleicht hört ihr ja dieselben Geschichten, die es mir versuchte zu erzählen.
16.12.2024 – Good Bye Robe
Es ist erstaunlich wie schnell 10 Tage vergingen, die wir Drei auf engstem Raum – Auto und geteilte Unterkünfte – meisterlich absolvierten. Wieviel wir erlebt und gesehen haben. Was die Marichs hier vorbereiteten ist nicht mit Worten zu beschreiben. Ich bin unendlich dankbar, demütig und gerührt, das alles erleben zu dürfen.
Vor der Abreise gingen sich noch ein kurzer Morgenschwumm im Meer und ein feines Frühstück im Nachbar-Café aus. Turkish poached eggs – jössas waren die gut. Ob die jetzt ein Türke zubereitete, von einem solchen stammten, aus der Türkei importiert oder auf türkische Art gekocht wurden, kann ich jetzt nicht genau sagen.
Bei einem Spaziergang eröffnete uns Robe noch weitere schöne Seiten und lud mit allen Tricks zum länger verweilen ein. Ruhige See, Austernboot im Fischereihafen, Kranich im Flussbett, Pelikan und Kormoran beim Morgentratsch, klarstes Flusswasser. Da fiel das Weiterfahren nicht leicht.
Aber, es hilft nichts. Abreise – aber noch nicht ganz nach Adelaide – dafür zu einem Weingut und in einen sensationellen National Park.
Grüner Veltliner im Weingut Wangolina
Kaum zu glauben, aber diese Gegend ist mindestens so ideal für Grünen Veltliner wie die Wachau. Auch hier an der Limestone Coast sind Lehmboden – no na ned, nomen est omen – und ausreichend Sonne Garanten für einen ausgezeichneten Wein. Und das sind die Wangolina-Weine – ausgezeichnet. Mehrere Urkunden bezeugen dies auch zurecht.
Der GV ist hervorragend, aber nicht nur dieser Wein hat mir sehr gemundet, sondern auch die anderen Weinchen des kleinen wine tastings, sowie der hauseigene Prosecco.
Fast hätte ich es vergessen – nach dem ugly koala, folgt der scarey crayfish Larry. OMG!
Was gibts noch – Riesen-Krokodil, Mega-Schlange, Mutations-Emu? Gott, in diesem Land ist wirklich alles groß, von der Kohlsprosse bis zur Biene, vom Koala bis zum Lobster! 🙂
Das Drum ist 17 Meter hoch und zählt zu den Big Things in Down Under. Er steht in Kingston, SA auf dem Weg in den National Park.
Wer mehr wissen will, bitte den Link anklicken. Von den Big Things gibt es übrigens 1075 Stück im ganzen Land.
National Park Coorong
So, aber jetzt zu was Schönem. Der Coorong National Park ist ein absolutes Naturparadies und birgt neben unzähligen Tierarten, die Süßwasser-Seen Alexandria und Albert und ein paar Salzseen, die sich uns leicht rosa gefärbt präsentierten (das mit dem Albert verfolgt mich schon die ganze Reise). Mit offenem Mund blieb ich regungslos stehen und genoss diese Schwingungen, diese Vibes des Landes. Vielleicht spürte ich die Kraft der Ngarrindjeri Aboriginal, die auch heutzutage noch dort angesiedelt sind.
Der gleichnamige Fluss Coorong ist 100 km lang und liegt getrennt durch eine Düne zwischen Meer und Land und wirkt selbst wie ein langgezogenes Meer. Damit ihr euch das vorstellen könnt, hier ein Plan des ganzen National Parks. Der lange grünlich-graue Streifen zwischen Meer und Land ist die Düne, rechts davon ist der Fluss!
Und so sieht das in Natura – also fototechnisches Natura – aus. Traumhaft schön. Die Färbung des Wassers ist so unterschiedlich schön, das Ufer ist kupfrig und wirkt wie verrostet. Dazwischen etwas Sand und australische Pflanzenvielfalt.
Ein Naturschauspiel liefert auch der Salzsee, der leicht rosa in der Sonne schimmert. Einfach wunderschön anzusehen.
Als krönenden Abschluss dieses erstaunlichen Tages segelte ein Schwarm Pelikane über uns hinweg, als wollten sie uns ihren Gruß aus der Natur schenken.
Mit erfülltem Herzen, vielen Eindrücken, die erst sacken mussten und wunderbaren Gedanken traten wir glücklich die Heimreise an.
Insgesamt fuhren wir 2.053 km von: Adelaide nach Melbourne, Mount Martha, Sorrento, Queenscliff, Torquay, Lorne, Apollo Bay, Otway National Park, Princetown, Warrnambool, Port Fairy, Mount Gambier, Tantanoola, Beachport, Robe, Coorong, Adelaide.
Und jetzt kommt schon bald Weihnachten. Aber das ist eine andere Geschichte. Ciao eure V.