02.04. – Ein Pferd, ein Hafen, ein Herz und Trulliland …

Im Gegenteil zum Samstag, an dem ich ja länger schlief, wachte ich am Sonntag sehr zeitig auf und machte mich um 8 Uhr schon auf den Weg.

Bei der Ausfahrt von Ostuni verabschiedete mich noch ein stolzes Pferd. Kein Schmäh – bitteschön.

Mein Ziel war Brindisi – die Hafenperle im Süden Italiens. Am Hafen beim Centro parkte ich Paulina für eine Stunde kostenfrei. Wirklich schön und das Wetter lud mich ein an der Hafenbucht entlang zu schlendern. Was mir zuerst auffiel waren viele Joggerinnen und Jogger und noch mehr Hundeausführer:innen. Und ich fand kein einziges Hauferl – also Hundehauferl meinte ich, sonst auch keins. 🙂

Brindisi lächelte mich an und ich lächelte zurück. Eine schöne Stadt, zumindest der Teil, den ich sah. Hier ein paar Eindrücke.

Zeit für die Weiterreise. Ich änderte meine Pläne und fuhr nicht weiter südlich. Das Wetter war zwar heute noch schön, aber ab Montag solls kalt und regnerisch werden. Neues Ziel ist Martina Franca. Laut Reiseführer sehenswert und der behielt recht.

Auf dem Weg nach Martina Franca blitzten vorwitzige Zipfelmützen durch das Dicht der Olivenhaine. Hm, sehr lustig. Aber dazu später mehr.

Martina Franca beeindruckt als barocke Stadt Apuliens mit wunderschönen Palästen und Häusern. Die entzückende Innenstadt lädt mit vielen Ristoranti und Bars wie alle italienischen Städte und der historischen Architektur zum Verweilen ein.

Ich traf auf Emilia und ihren Papa als ich ein merkwürdiges Objekt beobachtete und mich schon fragte, was es denn zu bedeuten habe. Dass man Schuhe auf Leinen oder Bäume hängt, kenne ich ja, aber eine Hexenpuppe mit Knoblauch? Eigenartig. Emilia war etwas schüchtern, ihr Papa weniger. Er erklärte mir, dass es ein Osterbrauch bzw. besser ein Fastenbrauch sei. Die Hexe wird 40 Tage vor Ostern aufgehängt und mahnt an die Fastenzeit. Am 40sten Tag wird sie verbrannt. Also eh wie bei uns, nur keine Hexe sondern einfach ein Osterfeuer. Eh klar, nicht wahr?

Nach meinem Rundgang nahm ich die Einladung der Stadt zum Verweilen gerne an und gab meinem Hunger nach. Das Lokal meiner Wahl – wegen der tollen Musik und den Sonnenplätzen – bot nur Getränke an. Die zweite Wahl entpuppte sich leider als das vermutlich schlechteste Lokal am Platz. Seine Lage versprach allerdings weit mehr. Siehe oberes Panorama-Bild unter den Arkaden in der Mitte. So kann man sich täuschen.

In dieser schönen barocken Kirche wurde gerade eine Messe abgehalten und ich lauschte eine Weile. Natürlich hab ich nichts verstanden, aber der Tonfall und das katholische Gesinge des Padres klang ähnlich dem unserer Priester. 🙂

Und jetzt schenke ich euch noch mein Herz, ihr lieben Freundinnen und Freunde. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an euch alle, die ihr meinen Blog lest und mir entzückende Signal-Nachrichten schickt. Das freut mich sehr. Es geht aber noch weiter, selber Tag, neues Ziel. <3

Irgendwo in Martina Franca bei einem Shop …

So, weiter gehts. Alberobello liegt weitere 20 Minuten westlich über die SP58.

Die Landstrassen muss ich ehrlich sagen – auch am Gargano durch den Foresta Umbra – sind in einem derart desolaten Zustand, dass ich froh bin, die Stoßdämpfer noch gemacht haben zu lassen (war das jetzt deutsch?).

Die vorwitzigen Zipfelmützchen wurden entlang der Strecke immer mehr und ich stellte fest – ich war in Trulliland! So putzig, das hab ich wirklich noch nie gesehen, also live. Die meist weißen oder grauen Dächer der Trulli gibts in allen Größen, alt oder neu, renoviert oder verfallen, bewohnt, landwirtschaftlich genutzt oder als B&B angeboten.

Die Hauptstadt im Trulliland ist Alberobello. Schlumpfhausen oder Auenland, sag ich euch. Ich erwartete jeden Moment einen Schlumpf oder einen Hobbit aus einem der Trulli herauskommen zu sehen. Dabei haben diese kegelförmigen Dächer eine Bedeutung. So sagt zumindest die Legende. Das hat mir übrigens auch Emilias Papa erzählt. Man sagt, dass es früher eine Steuer auf die Dächer gab. Um diese Steuer zu umgehen, baute man nicht die üblichen Dächer, sondern eben diese Kegelform und runde Häuser in Trockenbauweise ohne Mörtel. Somit wurden sie nicht als feste, sondern als temporäre Wohnsitze anerkannt, die jederzeit ab- und wieder aufgebaut werden konnten. Das sparte Steuer. Das ist doch ziemlich schlau von den Italienern. Das älteste Trullo soll aus dem 14. Jhdt. stammen, in Alberobello ist das älteste 300 Jahre.

Hier nun das sehr sehenswerte rione monti – die Trulli-Zone – in Bildern.

Angeblich wohnen am rione monti auch heute noch 3.000 Einwohner. Die Armen. Ich nahm vorwiegend Restaurants, Bars, Shops, Souvenierläden, Vinotheken und Schmuckläden wahr. Und schon eine Menge Touristen!

Das ist übrigens das älteste Trullo und ich hatte Glück auf die Besitzerin zu treffen. Sie lud mich ein, das Trullo innen zu beisichtigen. Es ist ein B&B, wer Interesse hat, ich habe ein Prospekt bekommen.

Dann gibt es noch die Trullo-Wallfahrtskirche Santuario der Santi Medici. Ein beeindruckender Bau.

Wallfahrtskirche Santuario der Santi Medici

Am liebsten wäre ich noch hier geblieben, aber mein Endziel für heute war Matera.

Über die SS7 vorbei an Noci gelangte ich nach Matera. Rauf ins Centro fand ich leicht, raus aus dem Centro nicht mehr. Umleitungen und Baustellen verwirrten das Navi und mich. Ich folgte einem offensichtlich italienischen Touristen, der ebenfalls ins Zentrum wollte und dann die Umleitung nehmen musste. Der kannte sich ja noch weniger auch als ich. Nach Umwegen und meiner eigenen Entscheidung gelangte ich endlich wieder raus, hielt kurz an, um mir über die App Park4Night einen geeigneten Stellplatz zu suchen.

Auf der Masseria del Pantaleone am Fuße von Matera fanden wir unser Nachtquartier und sind sehr glücklich. Nach einem Tag ohne Dusche ist es hier das Paradies. Auch nette Stellplatz-Nachbarn hatte ich. Eine Münchner und eine holländische Familie mit jeweils einer 10jährigen Tochter und eine 5jährigen Sohn. Die waren perfekt ausgerüstet. Die Holländer waren auf einer 7monatigen Reise. Marokko, Frankreich, Spanien, Italien, Albanien, Monte Negro, Deutschland, Schweden, Finnland und nach Hause. Ich habe ihnen auch den Attersee sehr ans Herz gelegt. 🙂

Ich brauche unbedingt einen Akku! Mit dem bin ich autark was Strom betrifft, das ist eine Challenge, immer einen geladenen Laptop zu haben.

Und jetzt Trommelwirbel, Achtung, ein weiteres Higlight des Tages. LOL. Ich machte erstmals richtig auf campen. Na, wo bleibt der Applaus? 🙂

Ein abendliches Tratschen bei Wein und Chips mit den Nachbarn ließ einen herrlichen Tag voller großartiger Eindrücke lustig und sanft ausklingen. Warum eigentlich Matera fragt ihr euch vielleicht? Es ist die Stadt der Sassi. Die Höhlenwohnungen in Apulien. Aber das erzähle ich euch morgen und ist eine andere Geschichte. Buona notte. Ciao V

30. und 31.03. – Illegale Übernachtung und golfen

Am Vorabend parkte ich Paulina auf dem Parkplatz vis a vis des Golfplatzes San Domenico. Es war schon fortgeschrittener Abend, aber noch nicht finster.

Als ich die Vorhänge zugemacht hatte und mich schon aufs Zurückziehen vorbereitete, kam plötzlich ein Mann, offensichtlich der Parkwächter, zu mir und meinte, ich könne hier nicht bleiben. Das ist ein Privatgrund. Mein Charme und das Versprechen, dass ich alleine bin, nur eine Nacht bleibe, am nächsten Tag Golf spielen werde und ein langgezogenes „preeeeeeego“ überzeugten ihn und ich durfte bleiben. Ich bezog mein Quartier und verbrachte eine angenehme Nacht.

Man könnte meinen ich parkte in Mexiko, nein, es ist tatsächlich Süditalien. 🙂

Traumhaftes Wetter am Donnerstag, ideal fürs Golfen. Ich konnte duschen, mich umziehen und hatte einen sehr netten Flightpartner namens – ihr werdet es nicht glauben – Alberto! Ist das ein Zeichen?

Auch für Nichtgolfer ist der Platz schön anzusehen. Von jedem Hole sieht man aufs Meer. Ein Traum. Und für meine allererste Runde diese Saison spielte ich gut. Kein leichter Platz, aber schön.

Nach dem Spiel ass ich eine Kleinigkeit im Clubhaus und schrieb lange an meinen Blogbeiträgen. Jetzt habe ich schon fast alle Tage, die ich im Rückstand war, aufgeholt.

Fürs Abendquartier suchte ich einen neuen Stellplatz für Paulina und mich und wurde in der Nähe, direkt am Meer, fündig. Lena und ihr Hund waren noch Tratschpartner bevor ich mich zur Ruhe begab.

Wer sich gefragt hat, wie ich nächtige, hier ein paar Innenaufnahmen von meiner Schlafstätte und einen schönen Sonnenuntergang gabs noch oben drauf.

Heute golfte ich nochmals und diesmal spielte ich alleine. In 2,5 Stunden war ich durch und labte mich danach im Clubrestaurant mit einer kalten Vorspeise „Tricolori“ – Mozzarella, marinierte Fisolen, Paradeiser und Thunfisch. Danach duschen und Haarewaschen, wer weiß, wann ich wieder dazukomme. 🙂

Und jetzt im Augenblick sitze ich im Clubrestaurant, schreibe ich meinen aktuellsten Blogbeitrag für euch, von denen ich hoffe, sie gefallen euch, trinke einen Aperol Spritz und fahre demnächst nach Ostuni, die weiße Stadt Apuliens. Aber das ist natürlich eine andere Geschichte. Ciao tutti!

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